Luise-Kiesselbach-Stiftung

Frauennotruf München: Wir leben Vielfalt

Der undefinedFrauennotruf München, Beratungsstelle und Krisentelefon bei Gewalt verfolgt seit 1992 das Ziel, Gewalt gegen Frauen und Mädchen entgegenzuwirken und betroffene Frauen und Mädchen zu unterstützen. Die Beratungsstelle ist für alle Frauen da, die Grenzverletzungen und sexuelle Übergriffe erlebt haben: Sie berät Mädchen und Frauen, die Opfer von Vergewaltigung, sexuellem Missbrauch in der Kindheit oder sexueller Belästigung geworden sind. Mit seinem vielfältigen Angebot leistet der Frauennotruf einen wichtigen Beitrag zum Münchner Versorgungsnetz für Frauen, die eine Gewalterfahrung überwinden müssen.

Beim Frauennotruf München arbeiten Sozialpädagoginnen und Psychologinnen mit verschiedenen Zusatzausbildungen. Unter den Mitarbeiterinnen sind lesbische und heterosexuelle Frauen verschiedener Generationen, mit und ohne Kinder, mit verschiedenen Religionen und aus unterschiedlichen Kulturen. So deckt der Frauennotruf ein breites Spektrum an Vielfalt ab, versteht die Sorgen und Fragen vieler Frauen und ermöglicht Mädchen und Frauen in unterschiedlichen Lebenssituationen den Zugang zu Beratung und Hilfe.

Wir leben Vielfalt
In seinem Leitbild hat sich der Frauennotruf München, Beratungsstelle und Krisentelefon bei Gewalt dazu verpflichtet, sich aktiv gegen die Benachteiligung von Frauen aufgrund von Alter, Migrationshintergrund, Hautfarbe, Religion, sexueller Orientierung, Behinderung, Bildung oder sozialer Herkunft einzusetzen. Vielfalt heißt für den Frauennotruf dabei nicht nur, vielfältige Zielgruppen mit seinen Angeboten zu erreichen. Vielfalt leben heißt für den Frauennotruf auch, benachteiligten Frauen die gleichberechtigte Teilhabe in der eigenen Organisation zu ermöglichen.

Freiwillige Quotierungsregelung
Bereits 1994 hat sich der Frauennotruf München deshalb eine Quotierungsregelung als Selbstverpflichtung gegeben. Ziel der Quotierung ist, Frauen, die auf dem Arbeitsmarkt und damit auch gesellschaftlich benachteiligt sind, bevorzugt einzustellen. So holt der Frauennotruf gezielt Frauen mit unterschiedlicher sexueller Orientierung, Religion, Kultur bzw. unterschiedlichen Alters oder Behinderung in sein Team.

Der Frauennotruf strebt eine möglichst hohe Quote an. Die Quote darf das Verhältnis 50 Prozent zu 50 Prozent nicht unterschreiten. Verbindlich gilt diese Regelung für alle hauptamtlich Beschäftigten, angestrebt wird jedoch, die Quotierung bei möglichst allen Mitarbeiterinnen anzuwenden.

Stellenanzeigen werden so formuliert, dass benachteiligte Frauen gezielt angesprochen werden, sowie über Informationskanäle kommuniziert, die die gewünschte Zielgruppe erreichen. Geeignete Bewerberinnen aus benachteiligten Gruppen werden als erste zu den Vorstellungsgesprächen eingeladen, auch wenn es andere Bewerberinnen mit höheren formalen Qualifikationen gibt.

Auch die Klientinnen des Frauennotrufs profitieren von diesem Konzept. Denn aufgrund ihrer unterschiedlichen Lebenserfahrungen und -situationen verfügen die eingestellten Frauen über Fähigkeiten, Kenntnisse und Kompetenzen, die für die Notrufarbeit besonders wertvoll sind. Interne Vielfalt sorgt so für ein vielfältiges Angebot und dafür, dass die spezifischen Bedürfnisse der Zielgruppen des Frauennotrufs berücksichtigt werden.

Mit seinem inklusiven Personalkonzept hat der Frauennotruf München nicht nur die eigenen Mitarbeiterinnen für gesellschaftliche Benachteiligung und ihre Auswirkungen sensibilisiert. Er hat auch dazu beigetragen, dass andere Münchner Fraueneinrichtungen die freiwillige Selbstverpflichtung zur Quotierung als notwendig erkannt und in der eigenen Organisation etabliert haben.

Interkulturelle Öffnung
Schon kurz nach seiner Gründung 1992 hat der Frauennotruf München begonnen, Migrantinnen als Zielgruppe zu erreichen. Dazu wurden gezielt Mitarbeiterinnen mit Migrationshintergrund eingestellt und interkulturelle Arbeit zu einer Querschnittsaufgabe für das ganze Team gemacht. Über die Jahre konnten sowohl der Anteil der Frauen mit Migrationshintergrund im Team als auch die Fallzahlen erhöht werden: Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen mit sexualisierten Gewalterfahrungen finden seit Jahren den Weg in die Beratung sowie Therapie und nutzen auch die Gruppenangebote.

Bereits beim Thema Migration hat das Team im Frauennotruf gute Erfahrungen damit gemacht, sich in die Rolle einer Frau mit Migrationshintergrund, die von Gewalt betroffen ist, hineinzuversetzen. Im Team wurde so schnell und gut nachvollziehbar, in welchem gesellschaftlichen Geflecht sich die Frauen bewegen, welche Erwartungen sie an Beratung und Unterstützung haben und wie der Frauennotruf diesen Erwartungen besser entsprechen kann.

Diese Methode hat der Frauennotruf auf die Situation von Frauen mit Behinderung übertragen: In den sogenannten "Inklusionsteams" versetzen sich die Mitarbeiterinnen wöchentlich in die Lebenssituation von Frauen mit unterschiedlichen Behinderungen.